Einmal Touri sein

Nach einem fleißigen Morgen voller Lesen und Sortieren von Quellen für unsere Arbeit im Labor entschieden wir uns am Nachmittag nach ‚El Djem’ zu fahren und uns das römische Amphitheater anzugucken. Da der Zug nur ganz früh oder ganz spät fährt, haben wir uns entschieden wieder mit einem ‚Louage’ zu fahren. Die Fahrt von ca. 100 km dauerte ca. 1,5 Stunden. Mitten in der Stadt einfach rausgeschmissen, schlenderten wir entlang der kleinen Straßen und wurden von dem süßen Duft nach Butter, Zucker und sonstigen Leckereien einer Bäckerei magisch angezogen. Nach einem kleinen, süßen Zwischensnack ging es dann weiter Richtung Theater. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn man durch kleine, verlassene Gassen läuft und einmal nach links abbiegt und einem dann das ‚Kolosseum in klein’ entgegen blickt. Davor warteten auch die ersten Kamele, die wir hier zu Gesicht bekommen haben, auf uns. Danach ging es dann für einen vollkommenden überteuerten Touri-Preis, den ich hier zum ersten Mal erlebt habe, ins Theater. Selbst für die ‚Erlaubnis zu Fotografieren’ mussten wir Geld bezahlen. Auch wenn es für tunesische Verhältnisse teuer war, hat sich der Eintritt auf jeden Fall gelohnt. Das Theater ist sehr gut restauriert worden und ist in einem einwandfreien Zustand. Das nicht ganz so gute Wetter lieferte die perfekte Atmosphäre für eine solche Architektur. Die schöne Atmosphäre wurde kurzzeitig durch andere Touris aus England zerstört. Ohne Respekt für die Kultur für das Land in dem sie sich befinden, schlenderten sie mit Hotpants und schulterfreien Tops durch die antike Stätte. Den Preis für „das schärfste Outfit des Tages“ hat eine Frau in einem weißen Minikleid, durch welches man ihren blau gepunkteten Schlüppi sehen konnte, von uns verliehen bekommen. Nach wenigen Minuten waren wir nahezu allein im Theater und nutzten den unglaublichen Hintergrund für ein paar Fotos – naja die Leute, die mich kennen, wissen, dass ein paar ca. 100 Fotos heißen.

Es war wirklich schön, die Ruhe in diesem unglaublichen Bauwerk nahezu allein zu genießen. Sogar die Sonne ließ sich nicht lumpen und schenkte uns ein paar ihrer wenigen Strahlen an diesem Tag. Wir erkundeten jeden einzelnen Stein, entspannten eine kurze Weile und liefen anschließend noch eine Runde außen um das Amphitheater.

Nach diesem schönen Nachmittag wollten wir den Abend nur noch ruhig zu Hause ausklingen lassen. Also machten wir uns auf den Weg zum ‚Louage’-Bahnhof. Dort angekommen, erzählte man uns in einer Dauerschleife – wahrscheinlich durch fehlende Französischkenntnisse – , das heute kein Kleinbus mehr fahren würde, da nicht genug Fahrgäste zusammen kommen. Also musste der Notfallplan herhalten. Wir liefen zum Zug-Bahnhof und wussten, das jetzt das lange Warten auf uns wartet, denn der nächste Zug kommt erst um 21 Uhr – das heißt in 4 Stunden. Am Bahnhof angekommen, verkündete man uns jedoch, dass die Züge heute streiken. Gut, ein Notfallplan vom Notfallplan gab es dann im ersten Moment nicht. Kurz hingesetzt und einmal durchgeatmet, riefen wir Zouhaier, den Betreuer aus dem Labor an, ob er noch eine andere Alternative kenne. Kurzentschlossen meinte er, wir sollen einfach da warten und er komme uns abholen – unsere Rettung. Nach einer Stunde voller Frieren und Warten sammelte Zouhaier uns ein und es ging Richtung Heimat.

Zu Hause angekommen haben der Kälte erst einmal mit einer warmen Dusche und dicken Wolldecken den Kampf angesagt. Mit dicken Sachen kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke und schliefen immer noch ein bisschen durchgefroren aber glücklich es noch nach Hause geschafft zu haben, ein.

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