Ein letztes Mal Sommer, Sonne, Meer

Samstag in aller früh machten wir uns wie eine Woche zuvor auf den Weg Richtung Sousse. Jedoch sollte der Aufenthalt diesmal über Nacht gehen. Wir wollten unser letztes Wochenende genießen – das Meer nochmal so richtig auskosten, die Sonne genießen und endlich eine Moschee von innen sehen.

Abgekommen am Samstag machten wir uns zunächst auf die Suche nach unserem Hotel. Nach kurzen Nachfragen fanden wir das kleine aber feine Familienhotel Zohra. Es war keins von den großen Touristenhäusern, aber es hatte einen Balkon mit Blick aufs Meer, sehr nette Besitzer und für 10 Euro / Person war sogar Frühstück mit drin.

Danach ging es sofort an den Strand. Dort trafen wir alte Bekannte vom letzten Wochenende. Ein Pärchen zwischen Holländerin und Tunesier, die sich kennengelernt haben als sie hier Urlaub gemacht hat und er Bademeister war. Wie es halt immer so läuft in All-inklusive-Hotels. Wir verabredeten uns mit ihm, um abends tanzen zu gehen.

In den Abend starteten wir wahrscheinlich zum letzten Mal mit tunesischen Salat und Meeresfrüchte in Knoblauch. Naja es war nicht in Knoblauch, sondern eher in einer Art Sahnesoße, aber es stand so auf der Karte. Anschließend spazierten wir am Strand entlang und bekamen die fürchterliche Kälte des Windes vom Meer ein letztes Mal zu spüren. Auf unseren Weg hatten wir immer mal wieder ein paar Begleiter, mal mehr und mal weniger nett. Da merkt man schon, dass ‚Sousse’ ein bisschen touristischer ist als Sfax. Wichtig war ihnen jedoch vor allem die Frage, ob es uns in Tunesien gefällt und ob wir wiederkommen. Auf unseren Streifzug entlang des Strandes haben wir mehrere Hotelleichen entdeckt. Nach der Revolution ist die Touristikbranche in Tunesien stark eingebrochen und man wird das Gefühl nicht los, dass das Bild, welches in unter anderem den deutschen Medien verbreitet wird und wurde stark dazu beigetragen hat.

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Um noch ein Bierchen zu trinken und ein bisschen Zeit totzuschlagen gingen wir in eine Bar, in der verrücktere Menschen als in Berlin ein- und ausgingen. Neben Pumper-Joe im Porsche gab es Franzosen, die schon zu tief ins Glas geschaut haben und vor allem Mädels, die höhere Schuhe und weniger Stoff anhatten als die Mädels auf der Oranienburger Straße. Nach einem Bier machten wir uns auf dem Weg zum Treffpunkt um endlich zu tanzen. Doch es war erst kurz nach Mitternacht und es lohnt sich erst ab 1.30 Uhr in den Club zu gehen. Also kauften wir noch ein paar Bier bei einem kleinen geheimen Laden und quatschten im Auto.

Im Club war die Musik unglaublich laut, die Mädchen hatten unglaublich kurze Röcke oder tiefe Ausschnitte. Wir ließen uns davon aber nicht abhalten und tanzten die ganze Nacht bis um Punkt 4 Uhr morgens die Musik ausgeschaltet wurde. Fast so wie früher in der Kinderdisko als das Licht anging.

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Als wir um halb fünf an der Strandpromenade ankamen, konnten wir im Laufen das Aufwachen des Tages beobachten. Es wurde immer heller, sodass wir uns entschlossen uns auf die Stufen zu setzen und den Sonnenaufgang zu beobachten. Es wurde immer heller und heller, jedoch kam die Sonne einfach nicht raus. Nach 15 Minuten gaben wir den Versuch auf – wir hätten noch bis um 6 warten müssen.

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Nach 4 Stunden Schlaf frühstückten wir unser Croissant mit Marmelade und machten uns auf den Weg in die Stadt. Wir wollten unbedingt einen Einblick in die große Moschee erhaschen. Da Schultern und Beine immer bedeckt sein sollten, Namen wir uns lange Sachen mit. Also wir jedoch in der Moschee ankamen war dies vorkommen überflüssig, da sie für Touristen die richtigen Klamotten gleich parat haben. Sie schmissen uns bei 40 °C im Schatten einen Überwurf über und gaben uns ein dickes Baumwolltuch als Kopftuch (Übrigens: Männer dürfen in kurzen Hosen und T-Shirt in die Moschee). In der Moschee konnten wir die Jungen und Mädchen separat in der Koranschule beobachten. Und einige wenige beten sehen. Es ist irgendwie komisch so in die Privatsphäre einzudringen, jedoch gibt es sonst kaum eine Möglichkeit die Neugierde nach einem Einblick in eine Moschee zu stillen.

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Nach einem kleinen typisch tunesischen Fast-Food-Mittagssnack machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Strand. Das Wetter hat nochmal ein seiner besten Tage ausgepackt. Gleicher Ort – gleiche Stelle und wieder trafen wir alte Bekannte. Neben dem netten Pärchen, waren noch der Bruder und der Cousin des Mannes dabei. In einem Sprachensalat zwischen Deutsch, Französisch, Englisch, Holländisch und Tunesisch verbrachten wir einen lustigen Nachmittag.

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Völlig erschöpft aber glücklich machten wir uns auf den Weg Richtung Zug und waren froh kurz entspannen zu können und anschließend nach einer wohltuenden Dusche zu schlafen. In Tunesien läuft aber nicht immer alles nach Plan. Zunächst warteten wir eine Stunde bis ein anderer Zug angedockt hatte bevor wir losfahren konnten. Erstaunlicher Weise regte sich keiner im Zug auf. Keiner wurde hektisch. Alle warteten in einer Seelenruhe darauf, dass der Zug endlich losfährt. Ich bin gespannt, ob das die Berliner auch irgendwann mal schaffen. Außerdem ist der Spät-Zug in Richtung Sfax sehr beliebt bei den Tunesien, da viele die in Sfax arbeiten übers Wochenende ihre Familien besuchen und diesen Zug nehmen um zurück zufahren. Kurz gesprochen: der Zug war vollkommen überfüllt. Wir gingen den Zug einmal rauf und runter, quetschten uns an den entgegenkommenden, wohl genährten Mamas vorbei, jedoch war weit und breit kein Platz zu finden. Als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben haben, dachten wir stellen uns besser in den Gang als vor den offenen Türen des Zuges stehen zu bleiben und wir fanden einen Platz. Einer nahm auf dem Sitz Platz und der andere nahm die Lehne. Die Position wurde ca. alle 30 Minuten gewechselt. Der Wagon war voller junger Männer und so erregten zwei junge, blonde Mädels ein bisschen Aufmerksamkeit. Als sich der junge Mann neben uns dann getraut hat uns anzusprechen, sind bei einem anderen wahrscheinlich alle Dämme gerissen und kam dazu, um auch mit uns zu sprechen – auf Arabisch. Steffis blaue Augen hatten es ihm anscheinend so angetan, sodass er kam und so auf der Stelle heiraten wollte. Der ganze Wagon lachte und schaute auf uns. Naja, wenigstens hatten die anderen auch ein bisschen Spaß. Als wir ihm dann aber sagten, dass es genug war, fand jeder wieder seinen Platz und die Show war vorbei. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit unserem Sitzpartner über die Rolle von Moslems in der Welt. Es war ein sehr interessantes Gespräch und ein sehr interessierter und gebildeter junger Mann, die vieles hinterfragt. Als wir um Mitternacht endlich unser zu Hause erreichten, vielen wir mit neuen Erinnerungen und vielen Erlebnissen an unserem letzten Wochenende hier in Tunesien in den Schlaf.

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