Da wir das Fernsehen hier nicht verstehen und das Volumen auf unseren Internetsticks auch nur begrenzt ist, müssen wir uns Abend für Abend eine andere Beschäftigung suchen. Auf den ersten Blick denkt man sich, wo liegt das Problem, früher ging das doch auch alles ohne, aber man muss dabei auch bedenken, dass wir auch abends nicht so einfach raus können.
Lesen
Ja natürlich nicht so einfallsreich und würde auch jedem gleich einfallen. Aber es ist echt angenehm sich auf seine Couch zu legen, die Vögel draußen zwitschern zu hören, die Sonne langsam untergehen zu sehen und sich voll und ganz in einem Buch zu verlieren.
Neben Büchern wird natürlich im Internet gelesen. Zu Beginn war die Paranoia wegen dem Internetvolumen zu groß, dass wir nur schnell einige Seiten geladen haben und dann schnell das Internet wieder ausgemacht haben. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich Volumen spart, aber der Placebo-Effekt hat auf jeden Fall gewirkt.
Eine neue Sprache lernen
Was bietet sich in einem fremden Land besseren an als die Sprache zu erlernen. Wir hatten die Auswahl zwischen arabisch und französisch. Naja arabisch haben wir uns gleich aus den Kopf geschlagen. Also versuchten wir unser Schulfranzösisch aufzubessern. In den ersten zwei Wochen verlief dieser Plan auch sehr gut. Wir suchten uns Vokabeln und Grammatik-Lektionen aus dem Internet (nur schnell laden und dann wieder raus aus dem Internet) und lernten jeden zweiten Abend ein wenig. Nach zwei Wochen war die Euphorie dann nicht mehr so groß, sodass nicht mehr jeden zweiten Abend gelernt wurde, sondern eher einmal die Woche. Im Moment sind wir dabei angekommen, dass die drei Sätze, die wir am Tag im Labor mit dem technischen Personal sprechen, völlig ausreichend sind. Weitere Bemühungen werden sich dann wohl erst in den nächsten Wochen zeigen.
Entspannen
Wann hat man zum letzten Mal so wirklich gar nichts gemacht? Also wirklich gar nichts. Kein Fernseher, keine Musik, kein am Handy rumspielen und kein Computer. Einfach nichts tun. Das ist eins der größten Schätze, die ich hier gelernt habe bzw. wieder erlernt habe. Mich einfach auf meine Couch zu setzen oder zu legen und einen Moment zu entspannen und zu genießen.
Sport
Sport machen ist wichtig für den Ausgleich unserer Arbeit im Labor, die hauptsächlich im Kopf stattfindet. Man fühlt sich schlapp nach so einem Tag, doch der Körper fühlt sich wie ein junger 18-jähriger Hüpfer. Um auch eine körperliche Erschöpfung zu erreichen – ohne raus zu gehen – machen wir Fitnessprogramme. Letztendlich kommt man sich dabei vor wie einer dieser zu doll gebräunten Pumpern im Fitnessstudio und nicht als wenn man wirklich seine Sportlichkeit trainiert.
Eine andere Methode, um den Kopf mal ein bisschen frei zu bekommen, ist, ‚Britney Spears’ bei ‚Youtube’ anzumachen und den Computer auf volle Lautstärke zu stellen. Anschließend kann sich frei bewegt werden, je nach Lust und Gemütszustand.
Ausgiebig Kochen
Jeden Abend machen wir uns unser Essen mit frisch gekauften Zutaten vom Markt. Manchmal stehen unsere Vorstellungen dem Inventar der Küche gegenüber. Unserer Lust nach Humus, den es hier trotz hoher Erwartung nicht gibt, konnte nur durch mühseliges Zerdrücken der Kichererbsen durch Steffi mit einer Gabel nachgegangen werden. Auch eine schöne Abendbeschäftigung ist Erbsenpulen. Für ein Kilo Erbsenschoten braucht man zu zweit ca. 45 Minuten – fast so lange als wenn man sie auftauen würde.
Tagebuch schreiben
Um all die Erlebnisse, Emotionen und Gedanken, die man in so einer Zeit erlebt, zu verarbeiten und nicht zu vergessen, kann man natürlich einen Blog schreiben, aber damit nicht alles der Öffentlichkeit preisgegeben wird, bietet sich ein kleines Reisetagebuch an – Danke Lina. Jeden Abend – manchmal auch ein einmal die Woche – werden die Erlebnisse des Tages kurz festgehalten. Als der Ansporn zum Französisch lernen kurz wieder aufgeflammt ist, hat mir Steffi von dem Rat ihres portugiesisch Lehrers erzählt, seinen Sprachschatz zu erweitern, indem man sein Tagebuch in einer Fremdsprache schreibt. Jetzt dauert das Schreiben zwar 3fach zu lang, aber Zeit ist das einzige von dem ich hier genug habt.
Mädchensachen
Wie sollte es anders sein, gibt es auch einige „Beauty-Abende“ in unserem Haus. Neben Masken aus Heilerde, werden Haarkuren aus wunderbar schmeckenden Olivenöl und Ei gemixt und in die Haare geschmiert.
