Sfax – kurze Heimat und immer ein Teil von mir

Drei Monate woanders, das klingt nicht nach einer unglaublich langen Zeit und doch prägt dich jede einzelne Erfahrungen, jedes kleine Abenteuer bereichert dich. Für mich war es eines der größten Abenteuer, die ich bisher in meinem Leben erfahren durfte.

Sfax war für drei Monate meine Heimat. Was kann man in drei Monaten über eine Stadt lernen?

Sfax ist anders als Berlin. Sfax ist anders als das restliche Tunesien und von anderen Tunesiern auch oft eher belächelt. Hier arbeiten die Leute hart, meist 6-7 Tage in der Woche. Sie gehen früh zu Bett und führen ein eher langweiliges Leben. Das meine ich nicht abwertend. Es sind meine Beobachtungen.

Gibt man der Stadt jedoch ein bisschen Zeit, schlüpft sie aus ihrem Kokon und man entdeckt die wundervollen Seiten.

Hervorheben muss man natürlich den Markt. Zum einen ist alles was man hier kaufen kann, das was man in Deutschland als „Bio“ bezeichnet und zum anderen gibt es hier nur saisonales Obst und Gemüse. Über den Zeitraum unseres Aufenthaltes kamen und gingen Organen, Erdbeeren, Aprikosen, Kürbisse und viele andere Leckereien. Alle diejenigen, die in Deutschland krampfhaft versuchen einen solchen Lebensstil zu erreichen und es letztendlich doch nicht hinbekommen, da der Bauer doch nicht immer gleich um die Ecke wohnt, hier ist euer Paradies.

Die Altstadt ist eine der am Besten erhaltenden in ganz Tunesien. Neben dem Chaos auf dem Markt und anderen zahlreichen Shops, verbirgt sie wahre Schätze. In ihr findet man traditionelles Essen und Kaffees mit unglaublichen Ausblick über die ganze Stadt, die wir Dank der Mädels aus dem Labor entdecken durften.

Als Frau darf man auch die zahlreichen kleinen Boutiquen nicht vergessen. Auf unseren Streifzügen durch die Stadt haben wir zwei bis drei schöne Läden entdeckt, die immer wieder Ziel unserer Spaziergänge wurden.

Und wer mal guten Kuchen oder Eis essen möchte, sollte in die Rue Ennafoura gehen und „Bourgeoise“ aufsuchen. Ein Glück, dass der Laden gleich in unserer Straße lag.

Mir ist diese Stadt mit all ihren dreckigen Ecken und ihren stinkenden Gerüchen ans Herz gewachsen. Auch wenn sie vielleicht nicht sie schönste Architektur zu bieten hat, so ist sie doch was ganz besonders.

Ich habe mich noch nie so willkommen gefühlt in einem Land. Den Menschen, denen wir hier begegnet sind, haben unsere Zeit hier zu etwas ganz Besonderem gemacht. Wir durften Einblicke in die Kultur, die Religion und den Lebensstil eines Landes bekommen, die das, was wir zuvor von allen Seiten immer wieder gehört haben in keinster Weise wiederspiegeln. Ich habe mich hier nicht eine Sekunde unwohl oder gefährdet gefühlt.

Ich hoffe, ich kann ein Stückchen Geduld mit nach Deutschland nehmen und würde mir wünschen, dass das Obst und Gemüse eines Tages nicht mehr nur hübsch aussieht, sondern auch nach dem schmeckt was es ist.

Was ich aber auf jeden Fall mitnehmen werde ist die Herzenswärme. Immer offen gegenüber anderen zu sein und nicht immer auf den ersten Eindruck zu hören. In den fast drei Monaten war es nie möglich, all das zurückzugeben, was wir hier bekommen haben, aber ich kann versuchen in Berlin genauso offen und einladend zu sein. Die Tunesier haben auf jeden Fall immer ein Platz in meinem Herzen und sind gern gesehene Gäste in Berlin.

Danke!

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