3.000 km – von Berlin nach Sfax in 17 Stunden

Stunde 0

Der Start einer Reise ist immer mit Abschied verbunden. Mehr als nur einmal in der letzten Woche vor dem Abflug fragte ich mich, ob es das überhaupt wert ist, meine kleine, heile Seifenblase hier in Berlin zu verlassen. Die Antwort auf diese Frage wird sich wohl erst in den kommenden Wochen zeigen. Am Flughafen hieß es dann ein letztes Mal von den Liebsten Abschied nehmen.

Stunde 1-5

Nach einem ruhigen und kurzen Flug nach Köln / Bonn gab es ein 3stündiges, königliches Mahl von REWE auf der Bank im Flughafen. Die letzte Stunde in Köln / Bonn wurde genutzt, um sich bettfein zu machen, denn der anschließende 2,5stündige Flug sollte zum Schlafen genutzt werden.

Stunde 6-8

Nach einer kurzen unerklärlichen Verspätung von 30 Minuten ging der Flug nach Tunis dann auch endlich los, jedoch wurde der Wunsch nach Schlaf ohne die Rechnung des Babys hinter uns gemacht. Der Start war so aufregend, dass es trotz seiner ca. 60 cm Körpergröße das ganze Flugzeug wach hielt. Oben in der Luft wurde es doch endlich ruhig und für eine Stunde konnten wir die Augen zu machen.

Stunde 9-13

Gelandet. Nach der obligatorischen Passkontrolle und dem kurzen Schock als der Koffer nicht der erste auf dem Band war, hieß es dann 4 Stunden warten bis unser Zug fährt. Doch was macht man nachts um zwei todesmüde an einem Flughafen in einem muslimischen Land?! Nach endlos wirkenden 3 Stunden voller TedTalks entschieden wir uns für einen Ortswechsel um der Müdigkeit zu entfliehen und zogen weiter zum Bahnhof – ohne zu wissen, was uns da für ein Affenstall erwarten wird. Nachts um halb fünf am Bahnhof in Tunis sind zwei blonde Mädchen mit großen Koffern und Rucksäcken die Hauptattraktion. Nach mehrmaligen Platzwechseln konnten wir um fünf den ersten Hammelgeruch in Tunesien genießen.

Stunde 14-17

6 Uhr. Der Zug kommt und unerwarteter Weise kommt damit auch der Schlaf. In einem Wagon, der einem Kühlschrank gleicht konnten unsere dicken Jacken aus Deutschland endlich mal nützlich sein. Nach 4 Stunden haben wir unser Ziel Sfax erreicht.

Das Ende unserer Reise war nach 17 Stunden so nah und dann kam alles doch ganz anders.

Stunde 18-22

Abgeholt wurden wir von Verwandten und Freunden von Firas, den wir übers Internet in Deutschland kennengelernt haben und der uns mit der Wohnung sehr geholfen hat. Kaum in der Wohnung angekommen und mit dem dringlichen Wunsch nach Ruhe und einer Dusche, ging es anders als gedacht weiter in einen Telefonladen, um uns eine SIM-Karte und Internet zu besorgen. Emira, eine der Abholerinnen, musste wieder Arbeiten und lies uns mit dem Hausmeister unserer Wohnung allein, der jedoch nur arabisch sprechen konnte. Nach einer 30minütigen Erklärung der Internetmöglichkeiten auf Französisch feierten wir unseren ersten Erfolg, dass wir alles verstanden haben. In diesem Moment rief auch Emira wieder an und schickte uns einen weiteren Freund, Omar, vorbei. Auch ihm wurden die Möglichkeiten erklärt und er versuchte sie uns auf Englisch noch einmal zu erklären. Nachdem wir ihm erklären, dass wir alles verstanden haben, meinte er, dass das Angebot zu teuer ist und dass wir nochmal darüber nachdenken sollten. Also holten wir uns nur eine SIM-Karte, die er uns dann auch noch bezahlte. Auf dem Weg in den nächsten Telefonladen intervenierten wir und wir gingen nur noch zum Supermarkt. Emira ist wieder zu uns gestoßen und unterwegs trafen wir noch einen weiteren Freund. Zu fünft gingen wir dann in den Supermarkt. Uns wurde gezeigt, wo die Preise stehen und wie der Supermarkt aufgebaut ist. Unsere neuen, liebevollen Freunde konnten wir anschließend vertrösten und konnten endlich nach Hause gehen. Auf uns wartete der ersehnte Schlaf…